Das Recht des Stärkeren gilt immer. Versuche, dieses Gesetz aufzuheben, verschärfen den Wettbewerb der Stärke, mit dem Resultat, dass der Stärkste mit noch gewaltigerer Macht herrscht. Aus dieser Dynamik entstanden die Staaten, die heute in allen Ländern der Welt das Recht des Stärkeren ausüben.
Der Stärkere lässt seine Macht per Definition nicht einschränken, ansonsten er ja nicht der Stärkste wäre. Staaten verschleiern diesen Umstand erfolgreich, indem sie den Glauben an ideologische Konstrukte wie Gewaltenteilung, Demokratie und Rechtsstaat bei den Machtunterworfenen etablieren. Die vermeintliche Machteinschränkung stärkt somit den Stärkeren.
Intelligent ist deshalb nicht der zum Scheitern verurteilte Versuch, das Recht des Stärkeren zu bestreiten, sondern geeignete Mittel zu finden, um der Gewalt des Stärkeren zu entgehen. Hierzu stehen verschiedene Methoden zur Wahl: Abwehren, Arrangieren, Verstecken.
Diese drei Methoden illustrieren die Menschheitsgeschichte:
Die Abwehr des Stärkeren prägte das Miteinander vom Auftreten des Homo Sapiens bis zur Staatenbildung, die vor über dreitausend Jahren begann. Das Leben war geprägt von Kämpfen und der Suche nach Überlebensstrategien.
Mit der vollständigen Etablierung der Nationalstaaten im 19. Jahrhundert arrangierten sich die Menschen im Herrschaftsgebiet des jeweiligen Staates mit dem Recht des Stärkeren, während dieser Konflikte mit den Stärkeren anderer Länder führte, wodurch sich die Kämpfe auf die internationale Ebene verlagerten. Der Blutzoll dieser Konflikte war Teil des Arrangements der Machtunterworfenen kriegführender Staaten.
Die globale Vernetzung und der rasante Fortschritt der Informatik leiteten die neue Ära ein, die Chancen und Risiken für Starke und Schwache bietet. Während mit der allumfassenden Überwachung ein ewiger Traum der Stärkeren kurz vor der Vollendung steht, bieten Kryptographie und Globalisierung den Schwächeren auch die Möglichkeit, sich zu verstecken. Der Kampf verlagert sich in die digitale Sphäre. Der gläserne Bürger und das unsichtbare Phantom sind einander nicht nur sprichwörtlich nah.
Als nächste Entwicklung steht möglicherweise ein Kampf auf der geistigen Ebene an. Allmählich beginnen die Machtunterworfenen zu realisieren, dass die Stärkeren längst einen psychologischen Krieg gegen sie führen. Dieser Konflikt erfordert eine neue Reaktion, denn Abwehr, Arrangieren und Verstecken sind keine geeigneten Methoden im Kampf um die Köpfe. Erfolgsversprechender ist eine Umlenkung der Kraft der Starken, um deren Gewalt auf sie selbst zurückzulenken. Dem Stärkeren sämtliche Energie zu entziehen, würde dieselbe Kraft entfalten. Aus der Zerstörung der Nationalstaaten wird ein neuer Starker entstehen, der das Recht der Starken ausübt. Damit beginnt ein neuer Kreislauf, der bei einer weiteren Machtzentrierung keine wünschenswerte Perspektive bietet. Wenn hingegen dezentrale Kräfte die Stärkeren zu Fall brachten, und das Individuum künftig die maximale Machtkonzentration darstellt, ist die beste Voraussetzung für ein freiheitliches und friedliches Miteinander gegeben.
Image by Ryan McGuire from Pixabay
Claudia: Recht des Stärkeren
Vermutlich galt bis zur neolithischen Revolution, die etwa die etwa 9500 v. im „Fruchtbaren Halbmond“ begonnen haben soll, nicht das Recht des Stärkeren, sondern man kooperierte in überschaubaren Gruppen miteinander. Erst mit dem Besitz von Grund und Boden und der Vererbung von Besitz entstanden die Herrschaftsstrukturen.
Albert Eisenring: Der Mensch als soziales Wesen
Gegenangriff, Abwehr/Verteidigung, sich arrangieren/Manipulation/Fawning & Wegrennen/Verstecken sind die 4 Reaktionsmöglichleiten auf Angriffe.
Welchen Grund aber haben wahrhaft erwachsene Menschen für Übergriffigkeit, parasitäres Verhalten oder sonstwie anderen zu schaden? - Es gibt keine Gründe dafür! Wenn sich solches Verhalten zeigt, dann ist das ein Ausagieren von Entwicklungstrauma aus dem Kleinkindalter - erwachsene Menschen tun das schlicht nicht.
Deshalb ist eine weitere Möglichkeit zu den genannten 4, den Ausagierenden ernst zu nehmen und verstehen zu wollen. Was ist denn seine Motivation, Dir schaden zu wollen, Dich seine Überlegenheit spüren zu lassen?
Dies gemeinsam herauszufinden, schafft Verbindung, währenddem Ausagieren trennt.
Säugetiere, die wie wir Menschen soziale Wesen sind, führen keine Kriege unter ihresgleichen. Jedes Baby fängt an, seine Welt zu erforschen, in welcher es anfänglich noch nicht zwischen Freund und Feind unterscheidet; alles ist einfach erst mal interessant.
Freund & Feind, Gut & Böse muss man Heranwachsenden erst einreden, respektive dies ihnen unter traumatischen Erfahrungen beibringen, damit sie so anfangen zu denken und zu erfühlen.
Was anfänglich nicht war, muss auch später nicht sein und schon gar nicht das Leben dominieren; von Natur aus gibt es nicht die geringste Veranlassung, dass wir Menschen uns gegenseitig beherrschen und unterdrücken müssen/wollen.
Gehen wir also aufeinander zu; fragen den womöglich Stärkeren, was er von uns erwartet, von uns haben oder erzwingen will und warum.
Hans-Ulrich Rösli: Hybris
"Wir alle verfallen in irgendeiner Art der Hybris. Das ist die Konsequenz des ewigen
Strebens und des endlichen Lebens. Die Strafe darauf ist der Tod. Das Heilmittel
dagegen die Demut"