Da ich für «Die Freien» gelegentlich Texte übersetze, weiss ich, wie aufwändig es ist, dem Text eines Autoren in einer anderen Sprache gerecht zu werden. Womöglich ist der Versuch einer adäquaten Übersetzung immer zum Scheitern verurteilt. Gleichzeitig ist es mir ein Anliegen, Leserinnen und Lesern, die dem Englischen nicht ausreichend mächtig sind, Zugang zu den oft brillanten Texten von Autoren aus dem angelsächsischen Raum zu ermöglichen. Heute versuche ich einen Mittelweg mit einem Text von Paul Rosenberg, der am 3. Juli 2023 unter dem Originaltitel „Suffering Is Required“ auf dem Blog des Autors erschien.
Rosenberg argumentiert darin, dass Leiden für ein freiheitliches Leben unverzichtbar ist. Nicht etwa deshalb, weil Leiden an sich eine Tugend wäre, sondern weil man sich sonst zum potenziellen Untertanen von jedem macht, der «eine Nadel und eine Drohung hat».
Die erste edle Wahrheit der buddhistischen Lehre besagt, dass das Leben leidvoll ist. Rosenberg bezieht sich in seinen Texten eher auf die jüdische und die christliche Kultur und präzisiert:
«Jede Art zu leben, die anders ist, als es die Autoritäten vorschreiben, erfordert Leiden. Wenn Sie gesellschaftliche Verachtung nicht ertragen können, müssen Sie sich fügen und tun, was der Meister sagt... ein Leben lang.»
Wenn wir uns mehr um Ansehen, Geld und Bequemlichkeit sorgen als um unsere Freiheit und die Wahrheit, dann werden wir in unserem Leben nicht viel Freiheit und genauso wenig Wahrheit erleben. Die Mächtigen stemmen sich immer gegen den Fortschritt und fahren ihre Krallen gegen alle Alternativen ihrer Macht aus. Das geht nicht ohne Schaden, den wir ertragen müssen um anschliessend alles wieder neu aufzubauen. Wenn wir das nicht schaffen, werden wir die «pompöse Tyrannei» der Mächtigen niemals hinter uns lassen können.
Es geht nicht darum, dass wir lernen sollten, das Leiden zu geniessen oder mehr leiden sollten, als notwendig ist. Doch wir dürfen uns nicht von negativen Reaktionen aufhalten lassen. Unsere Leidensbereitschaft beantwortet die Frage danach, wie sehr wir etwas wollen. Egal wieviel Freiheit oder Wahrheit wir wollen, die Systeme dieser Welt werden uns diese Wünsche nicht erfüllen, weil es ihrer Agenda abträglich ist. Und die Mächtigen haben Millionen von Menschen im Rücken, die jede Verordnung befolgen, ohne Fragen zu stellen. In diesem Umfeld werden Abweichler immer bestraft und oft fallen die Strafen heftig aus. Sind wir trotzdem bereit, Beleidigungen an Partys auszuhalten? Wird uns das Risiko, einen Vertrag zu verlieren, aufhalten? «Wenn wir besser sein wollen und besser leben wollen, müssen wir diese Risiken akzeptieren. Wir müssen tun, was wir für richtig halten, egal was die Welt davon denkt.» Das sagt Rosenberg und zitiert Jesus: «Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.»
Es ist nicht schön, dass wir für die Wahrheit und die Freiheit leiden müssen, doch «die Alternative ist lebenslange, kastrierte Stagnation».
«Wir haben es mit einem System zu tun, das Konformität erzwingt, und der Preis für den Ausstieg aus diesem System ist, dass man für seine Tugenden leidet.»
Zum vollständigen Originaltext von Paul Rosenberg: https://freemansperspective.com/suffering-is-required/#more-11951
Wie seht ihr das, ist eine solche Zusammenfassung für euch wertvoll? Oder findet ihr, dass ein Text vollständig übersetzt werden muss, um den Autoren gerecht zu werden? Und findet ihr auch, dass es ohne zu Leiden nicht geht oder ist euch das zu negativ? Ich freue mich auf eure Kommentare.
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Zbinden Giselle: Wer nich leiden kann…
Sehr passende und interessante Feststellung. Ja, gelitten haben „wir“ die letzten Jahre sehr und Spott, Gehässigkeit und Verleumdung ertragen. Ich würde sagen: Leid ertragen und Angst aushalten. Als Pflegefachfrau, sich den Regeln wiedersetzend, hatte ich täglich Angst. Vor Jobverlust, juristischer Verfolgung….tolle Zusammenfassung, danke!
Prisca: Wer nicht leiden kann...
Danke für diese Übersetzung. Sie ist in jedem Fall wertvoll und wirkt auf mich auch nicht zu negativ. Dem Inhalt möchte ich einen weiteren Aspekt hinzufügen:
Für mich stellt sich nicht nur die Frage nach dem Leid, das ich ertragen muss, wenn ich mich gesellschaftlicher Verachtung aussetze, sondern vielmehr, welcher Zustand mir mehr Leid bereitet: Der sozialen Ächtung ausgesetzt zu sein oder den Zustand eines unfreien Untertans auszuhalten..? Je nachdem wie schwer die Konsequenzen für dissidentes Verhalten ausfallen, liegt die Leidensbereitschaft an einem anderen Punkt. Um meinem Wunsch nach Freiheit und Wahrheit gerecht zu sein, bin ich bereit ein relativ hohes Mass an Leid zu ertragen. Sobald aber mein Umfeld, insbesondere Kinder dafür in Mitleidenschaft gezogen werden, stosse ich schnell an meine Grenzen und wäre allenfalls eher bereit das Leid des Untertans auf mich zu nehmen...
Positiv kann man dem Thema beifügen, dass nichts mehr, als ein Leben in Wahrheit uns zu unserer wahren und in uns innewohnenden Kraft führt. Beim bequemen Mitschwimmen im Strom hätten wir nicht die Möglichkeit unser wahres Potential zu entdecken und zu entfalten!
Gabriela: Gut habe ich Übung darin
Kann ich bestätigen! Habe schon so manches erleben müssen an Leid vor der Plandemie, sei es durch den Tod meiner Kinder, oder nicht in das Bild passen der Gesellschaftlichen Vorstellungen. Und trotz meiner Vergangenheit und Erfahrungen zu kämpfen, auf mein Bauchgefühl zu hören, gegen den Strom zu schwimmen, Eigenverantwortung zu tragen, in manchen Augen als Schuldige verurteilt zu werden, waren die letzten 3 Jahre kein Spaziergang für mich. Es war sehr belastend… Es hat sich gelohnt. Ein kluger Mann sagte zu mir: „Es gibt immer ein Danach!“ Das nahm und nehme ich mir zu Herzen. Wir mussten ertragen, ausharren, wussten nicht wie lange das noch gehen würde und wie weit sie es noch treiben würden, hatten sie doch die rote Linie schon längst überschritten. Vertrauen zerstört, wenn man denn eins hatte. Kann nicht vergessen, traue diesen Mächten alles zu. Bleibt stark und mutig, was auch kommen wird oder hoffentlich auch nicht, seien wir vorgewarnt.
Cyrill: Deine Texte
Hoi Michael
Deine Texte lese ich immer mit Freuden, Du schreibst leider zu wenig :-)
Auch diese Zusammenfassung finde ich sehr gelungen und auf den Punkt gebracht.
Das ist natürlich einfach zu schreiben da ich den Originaltext nicht lesen kann ;-)
Gruess, Cyrill
Josch: Gut so
Es muss nicht immer ein endloser Text sein, hier finde ich hast Du dies sehr guet gemacht. Herzlichen Dank für Deine Arbeit.
Leiden tut Niemand gerne, aber manchmal geht es halt nicht anders. Auch wenn man mit dem System mitmacht obwohl es nicht das Richtige für sich ist, leidet man. Es ist halt nicht immer einfach gegen den Strom zu schwimmen, aber manchmal merkt man dass noch Andere mitschwimmen und da hilft man sich gegenseitig.
Mike: Ziel erreicht
Diese Übersetzung finde ich absolut sinnvoll. Jede sprachliche Pointe akkurat zu übersetzten wäre enorm aufwendig, teilweise gar nicht möglich. Hier kommt die Botschaft rüber, das ist das wichtigste und der Aufwand bleibt vertretbar. Super Idee!
Anfeindungen und Ausgrenzung sind sehr unangenehm, aber viel erträglicher wenn man nicht allein ist. So erlebt während der letzten Jahre. Anfänglich tat es weh, nicht mehr ins Lokal zu dürfen, aber nur solange bis wir unsere eigenen Sachen gründeten. Dann würde es sogar richtig witzig und hält bis heute. Eine Stufe schlimmer ist es wenn die Kinder geächtet, ausgegrenzt, schikaniert werden weil die Eltern sich nicht fügen. Auch diese äusserst perfide Bestrafung wurde von unseren Institutionen schamlos angewendet während … , ihr wisst schon. In diesem Fall wird die leidensfähigkeit noch stärker geprüft. Denn Standhaftigkeit kann u.U. nicht nur den Kindern Nachteile bringen (was schon sehr weh tun kann), sondern auch die eigenen Kinder gegen einen aufbringen bis zur Spaltung der Familie, was dann ein sehr hoher Preis ist für die Freiheit bzw. Unbeugsamkeit.
Aber natürlich stimmt das was Rosenberg schreibt, die Mächtigen erpressen uns laufend und wissen, was uns weh tut. Je nach Ort und Zeit reicht das von Enteignungen über Gruppenzwang/Ächtung, Freiheitsentzug bis zu Folter und Mord.
So gesehen sind in unserer Situation die nötigen Opfer ja noch erträglich.