Doch Sean Strickland ist kein Politiker, er ist das ungefähre Gegenteil eines Politikers. Strickland ist ein «Ultimate Fighter». Im Moment, in dem er das T-Shirt trägt, der Beste der Welt. Gekämpft wird bei der Ultimate Fighting Championship Organisation «UFC» mit einer Mischung verschiedener Kampfsportarten; Mixed Martial Arts heisst das im Jargon, oder kurz MMA.
Der Kampf findet in einem Käfig statt, wer ihn betritt, kann nicht entkommen und trifft auf einen Gegner, der nichts trägt ausser Shorts und dünnen, offenen Handschuhen, die kaum Dämpfung bieten. Zahn- und Tiefschutz verhindern bleibende Schäden an exponierten Stellen. Man muss es nicht mögen, wenn zwei Männer (oder Frauen!) auf das Wesentlichste reduziert aufeinandertreffen und versuchen, zu bestehen. Es tut weh, zuzusehen, wie ein Fuss mit voller Wucht eine Nase zertrümmert, der Getroffene bewusstlos zusammensackt, der Angreifer auf den regungslosen Gegner springt und ihm unaufhörlich mit den fast nackten Fäusten ins Gesicht schlägt, bis er vom Ringrichter derb zur Seite geworfen wird und sich als Sieger feiern lässt. Doch MMA erfreut sich einer treuen Anhängerschaft in vielen Ländern der Welt, auch in der Schweiz. Und eines würde wohl kaum jemand bestreiten; die Männer und Frauen, die diese Käfige betreten, sind ein besonderer Menschenschlag.
«Wollt ihr den Feind unserer Welt sehen? Es ist dieser Dreckskerl.» Sean Strickland zeigt an der Pressekonferenz vor dem Kampf zur Titelverteidigung auf den Journalisten, der seine Frage nicht einmal richtig stellen konnte. Was Strickland damals genau meinte, als er darüber sprach, wie er reagieren würde, wenn er einen schwulen Sohn hätte… Der Ultimate Fighting Champion fällt dem Journalisten immer wieder ins Wort. «Bist du schwul?» fragt Strickland den Journalisten, der auf die Gegenfrage aber nicht eingeht. Strickland stellt klar: «Ich mag die Schwulen, dafür gibt es die Freiheit. Mir ist egal, mit wem du Sex hast. Es ist mir egal, was du mit deinem Leben machen willst. Aber: Bring das nicht den Kindern bei. Erzählt in den Schulen nicht, mit wem ihr Sex habt. Versuch nicht deine Agenda durchzubringen. Versuch deine Gehirnwäsche nicht an den Menschen.»
Sean Strickland hat sehr viele Schläge an den Kopf erhalten, doch er sieht klarer als jeder Anhänger der Woke-Ideologie und auch als so mancher ihrer Gegner; nicht die Schwulen sind das Problem, auch nicht die Lesben, auch nicht Menschen, die nicht sicher sind, welchem Geschlecht sie angehören. Das Problem sind die Menschen, die unsere Wahrnehmung über sexuelle Praktiken verändern wollen und Genitalverstümmelungen und Hormonbehandlungen gesellschaftlich etablieren möchten. Strickland findet im bedauernswerten Journalisten den Stellvertreter dieser Sekte und nennt ihn beim Wort: «Du bist eine Infektion. Du bist die Definition von Schwäche. Und das Beste, was diese Welt tun kann, ist den Bullshit nicht zu glauben, den du verbreitest.»
Kein Wunder wird der Präsident der UFC, Dana White, zu den oft dezidierten Meinungsäusserungen der UFC-Kämpfer befragt. «Sie sind ja bekannt dafür, dass sie ihre Kämpfer an einer langen Leine führen, was deren politische Äusserungen angeht, gibt es…» Auch dieser Journalist kann seine Frage nicht zu Ende stellen. Dana White unterbricht ihn mit einer Richtigstellung: «Ich gebe niemandem eine Leine. Eine Leine? Was ist mit der Redefreiheit? Kontrollieren was die Leute sagen? Den Leuten sagen, was sie glauben sollen? Ich sage keinem anderen Menschen was er sagen oder tun soll und es gibt keine Leinen. Es ist lächerlich zu sagen, dass ich jemanden an die Leine nehme. Redefreiheit, Bruder. Die Leute können sagen was sie wollen und sie können glauben was sie wollen. Zwei lesbische Frauen, die UFC kämpfen, waren auf derselben Bühne wie Sean Strickland und denen ist scheissegal, was Strickland sagt oder denkt oder was seine Meinung ist oder woran er glaubt.»
Diese zwei Exponenten der MMA-Szene argumentieren solid freiheitlich und verfügen über eine intellektuelle Basis und ein stabiles Wertesystem, von dem sich nicht nur die Woken sondern auch so mancher Bürgerrechtler eine dicke Scheibe abschneiden kann.
Wenn die Ultimate Fighters den Käfig betreten, gibt es kein Entrinnen. Sie sind ganz auf sich allein gestellt und tragen alle Konsequenzen ihrer eigenen Handlungen. Der UFC-Ring ist das Gegenteil von Politik. Vielleicht sehen diese aussergewöhnlichen Menschen deshalb so klar.
Der Youtuber JP Sears hat ein unterhaltsames Video zu den Pressekonferenzen veröffentlicht: https://youtu.be/FF5MKlcI8XI?feature=shared
Credits für das Foto gehen an Daniel Lloyd Blunk-Fernández
Cyrill: Mixed Intellectual Arts
So unterhaltsam das Video!
Ich wünschte mir dass ich jeweils so schlagfertig antworten könnte, egal bei welchem Thema.
Wie kann man lernen die Kontrolle eines solchen "Gesprächs" so überzeugend zu übernehmen?